Novecento - Die Legende vom Ozeanpianisten

4. März 2007 - Deutsche Erstaufführung im Foyer des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Musik von Chrales Kàlmàn, Co-Regie mit Dirk Lohr,
Erzähler / Sänger: Dirk Lohr
Klavier: Andreas Kowalewitz, Licht: Georg Boeshenz



Süddeutsche Zeitung, 6. März 2007
"Schön war die Zeit"

Es ist eine verrückte Vorstellung, dass ein Mensch sein gesamtes Leben an Deck eines Ozeandampfers verbringt und trotzdem mehr über die Welt weiß als andere. Und weil sie so verrückt ist, ist sie gleichzeitig so poetisch. Novecento wird der Säugling genannt, den man im Jahre 1900 im Tanzsaal eines Luxusdampfers findet. Auf dem Schiff wird er groß, im Durchgangsverkehr zwischen der Alten und der Neuen Welt entwickelt er die Fähigkeit, die Sehnsüchte seiner Mitpassagiere in seiner Musik zu bündeln und auf dem Klavier Traumwelten zu erschaffen. Er ist der legendäre..."Ozeanpianist". Erfunden hat ihn der italienische Schriftsteller Alessandro Baricco, dessen szenische Erzählung "Novecento" nun am Staatstheater am Gärtnerplatz Premere hatte.
Dirk Lohr, Ensemblemitglied des Staatstheaters und gemeinsam mit Julia Riegel für die Inszenierung verantwortlich, spielt und singt Novecentos Freund und Weggefährten Tim Tooney. Dabei erweist sich Lohr als Meister der Melancholie, wenn er den vor Witz nur so strotzenden Text mit traurigen Augenaufschlag an den richtigen Stellen ins Erinnerungsvolle wendet. Vor allem in den Liedern. Überhaupt könnte sich die Sehnsucht nach jenem vergangenenen Zeitalter der Ozeanriesen kaum eindringlicher widerspiegeln als in der Musik von Charles Kàlmàn, eng anküpfend an die musikalische Welt seines Vaters, des berühmten Operettenkomponisten Emmerich Kàlmàn. Sensibel begleitender Pianist - und als dieser auch in der Rolle Novecentos zu sehen - ist Andreas Kowalewitz, der seinen Part technisch souverän und mit der Hingabe eines Schauspielers gestaltet.
Ein atmosphärischer Abend, bei welchem man sich auch dank der dezenten Beleuchtung von Georg Boeshenz im Foyer des Gärtnerplatztheaters fühlt wie im Gesellschaftsraum eines Luxusschiffes.
Stephan Schwarz

 
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